Heimtiere bezeichnet Tiere die im Heim und Garten gehalten werden. Dieser lose Begriff bezeichnet meist Kaninchen, Meerschweinchen, Chinchillas, Gerbils, Mäuse und Ratten. Es gibt keine zuverlässigen Zahlen, wie viele unserer Heimtiere unter Zahnproblemen leiden. Sicher ist, dass Heimtiere im Stillen leiden und ihre Probleme oftmals lange verschleiern. Manche werden erst vorgestellt, wenn bereits ein Abszess vorhanden ist und wiederum Andere versterben ohne jemals eine Behandlung bekommen zu haben.
Ein Kaninchen mit einer massiven Zahnfehlstellung und ein Meerschweinchen nach einer OP.
Wer in der Natur nicht frisst, der stirbt.
Deshalb fressen unsere Heimtiere bis es unmöglich wird.
Der Begriff "Heimtier" umfasst mehrere Tierarten,
welche unterschiedliche Zahnerkrankungen haben.
Dennoch sind einige Anzeichen einer Zahnkrankheit ähnlich.
Ein vereiterter Backenzahn bei einem Kaninchen. Oft haben diese Patienten einen langen Leidensweg hinter sich, weil sie- selbst unter starken Schmerzen- bis zum Schluss versuchen zu fressen.
Stellen Sie sich folgende
Fragen:
1. Braucht Ihr Tier plötzlich länger als gewöhnlich um zu fressen? Macht es den Eindruck, dass es das Futter gar nicht richtig aufnehmen kann?
2. Ist das Fell um das Maul herum verklebt?
3. Schauen Sie sich die Schneidezähne an. Sehen diese überdurchschnittlich lang oder schief aus?
4. Hat Ihr Tier Gewicht verloren, obwohl es frisst? Kontrollieren Sie das Gewicht wöchentlich.
5. Hat Ihr Tier eine dicke Backe oder ein dickes Kinn? Tasten Sie regelmäßig den Kopf ab.
6. Hat Ihr Tier plötzlich eine Vorliebe für ein anderes Futter entwickelt? Wird das Futter im Käfig verteilt?
7. Tränen die Augen? Dies kann einseitig oder beidseitig sein.
8. Putzt sich Ihr Tier nicht mehr?
9. Zieht sich Ihr Tier plötzlich zurück und/oder knirscht mit den Zähnen?
Konnten Sie mindestens eines dieser Fragen mit „Ja“ beantworten, besteht die Möglichkeit, dass Ihr Liebling von einer Zahnerkrankung betroffen ist.
Lassen Sie bitte Ihr Tier von einem Zahnspezialisten untersuchen.
Kein Tier sollte wegen Zahnproblemen verhungern!
Nicht alle
Zahnprobleme bei Heimtieren sind schmerzhaft.
Da ihre Zähne ein Leben lang wachsen, wird aber irgendwann die Futteraufnahme unmöglich.
Wegen Zahnfehlstellung und strukturelle Veränderungen wurden die Schneidezähne von diesem Kaninchen gezogen.
Die häufigsten Mundhöhlenerkrankungen unserer Heimtiere:
- Abrasion, durch Zähneknirschen
- Abszesse, teils auch das Auge betreffend
- Dacryocystitis
- Kieferfrakturen
- Malokklusionen/ Fehlstellungen
- Metabolische Krankheiten mit sekundären Zahn-/ Kieferveränderungen (betrifft den Kalzium- und Vit. D Haushalt)
- Odontome, Pseudo-Odontome
- Parodontitis
- Sekundäre Magen-/ Darmerkrankungen
- Schneide- und Backenzahnverlängerungen, Stufengebiss
- Weichteilverletzungen, teilweise mit eingespießten Haaren oder Pflanzenteilen
- Zahnfrakturen, besonders der Schneidezähne
- Zahnspitzen/-haken
Ein Heimtier was nicht frisst ist immer ein Notfall!
Heimtiere sind sehr stressanfällig und benötigen eine gute Unterstützung, damit die Heilung schnell
und reibungslos verläuft.
Grundsätzlich sollte die Devise bei jedem Eingriff immer lauten: so schonend wie möglich, so wenig invasiv wie nötig. Eine Narkose ist immer ein invasiver Eingriff, sodass gründliche Voruntersuchungen notwendig sind. Durch sie kann das Narkoserisiko deutlich gesenkt werden.
In der Mehrheit der Fälle muss eine Zahnbehandlung unter Narkose stattfinden. Stellen Sie sich bitte vor, wie Sie sich fühlen würden, wenn man Sie festhalten würde und mit lauten, vibrierenden Instrumenten Ihre Zähne behandeln würde. Heimtiere sind Beutetiere und dies stellt ein horrender Stress dar! Müssen die Backenzähne behandelt werden, ist ein Zugang im wachen Zustand unmöglich und es gibt multiple Studien zu den daraus resultierenden Weichteilverletzungen!
Bei meinen Zahnbehandlungen folge ich den Vorgaben von WSAVA (WSAVA Global Dental Guidlines) und bei der Durchführung meiner Narkosen orientiere ich mich an den Richtlinien der AAHA (Guidelines of the American Animal Hospital Association).
Diese beinhalten:
Auswahl einer möglichst stressfreien Variante des Einschlafens. Diese variiert von Patient zu Patient. Der Einsatz einer Kombination von Medikamenten ermöglicht eine möglichst geringe Menge an Narkosemitteln.
Falls die Größe des Tieres es zulässt: einen Venenzugang legen, sowohl für die Infusionstherapie als auch für mögliche Akutmaßnahmen.
Überwachung der Grundwerte durch ausgebildetes Personal.
Inhalationsnarkosegeräte. Diese ermöglichen auch die Zufuhr von konzentrierten Sauerstoff.
Betreuung in der Aufwachphase.
Gegebenenfal
Heimtiere dürfen vor einer Narkose nicht nüchtern gehalten werden! Sinnvoll ist auch, dass Sie am Tag eines Eingriffs das gewohnte Futter mitbringen. Gibt es ein Partnertier, zu dem der Patient eine enge Bindung hat, bringen Sie dieses mit. Nach der initialen Aufwachphase kann man beide zusammenbringen, da die Anwesenheit vom Partnertier einen stressmindernden Effekt hat.
Ihre Meinung ist mir wichtig!
Bitte geben Sie mir eine Rückmeldung zu Ihrer Erfahrung