Kleiner Zahn, große Konsequenzen: Ponchos „Weisheitszahn“

*Achtung: Blutige Bilder weiter unten*



Dieser 10 Jahre alte Hund wurde mir wegen einer derben Schwellung (roter Kreis) und starker Empfindlichkeit im rechten Oberkiefer überwiesen. Poncho hatte sein Appetit verloren, was beim Labrador eine kleine Krise ist.


Da dies verschiedene Ursachen haben kann, haben wir einenTerminfür eine Untersuchung unter Narkose vereinbart.
Das Röntgenbild zeigte einen versteckten Zahn (gelber Pfeil). Um diesen herum hatte sich eine schmerzhafte Zyste gebildet (blaue Linie).
Nach dem Aufklappen zeigte sich dieses unschöne Bild: Die Zyste war durch den Oberkiefer durchgebrochen (gelber Pfeil: Loch zur Zyste hin).
Leider hatte die Entzündung auch auf den angrenzenden Eckzahn übergegriffen (blauer Kreis). Glücklicherweise war der Prozess nicht bis in die Nasenhöhle vorgedrungen.

Beide Zähne wurden vorsichtig entfernt und die Wundhöhle ausgekratzt und gespült.

Poncho hat die Narkose und den Eingriff gut überstanden. Die Wunde wurde genäht und ist gut verheilt. Bereits eine Woche nach der Operation berichtete die Familie, dass die Kopfscheu verschwunden und er wieder „ganz der Alte“ sei.
In diesem Fall handelt es sich nicht um einen Weisheitszahn. Aber wie bei den Weisheitszähnen ist der kleine Zahn im Kiefer stecken geblieben. Das hatte für Poncho schwerwiegende Folgen. 

Im Kiefer versteckte Zähne (impaktierte oder retinierte Zähne) kann man übrigens mit Hilfe von Röntgenaufnahmen oder anderen bildgebenden Verfahren erkennen. Wenn dies in jungen Jahren festgestellt wird, haben sich oft noch keine Zysten gebildet. Bei Poncho ist die Zyste im Laufe der Jahre stetig  gewachsen. Manche Zysten sind irgendwann so groß, dass bei der Operation Knochenersatzgewebe eingesetzt werden muss.

Achtung: Jeder scheinbar fehlende Zahn kann im Kiefer stecken und sollte deshalb abgeklärt werden! Zysten dehnen sich aus und verursachen Schmerzen. Im schlimmsten Fall kann es zu einem Kieferbruch kommen.